Referenz 14. November 2023
HAJ: Energiegeladen Durchstarten

Aufbau der Ladeinfrastruktur am Flughafen Hannover beflügelt E-Mobilität

Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover macht den Umstieg auf die E-Mobilität leicht. Unter den deutschen Großstädten belegt sie einen Spitzenplatz beim Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur.

Ein 2018 seitens der Stadt beschlossenes Strategiepapier gab den Anstoß. Gemeinsam mit dem ortsansässigen Energiedienstleister enercity AG setzt die Stadt Hannover ihre ehrgeizigen Pläne für eine klimafreundliche Mobilität um. 2022 war das erste Ziel erreicht – doch der Ausbau geht weiter. Und das nicht nur im innerstädtischen Bereich.

Planbare Parkzeiten

Seit Anfang des Jahres baut enercity öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur am Flughafen Hannover auf. "HAJ" ist das Kürzel für den achtgrößten Verkehrsflughafen im Bundesgebiet. Er hatte zuletzt ein Passagieraufkommen von rund vier Millionen Fluggästen. Unter denen, die von hier aus ihre Reise antreten, sind viele Businessreisende. “Und diese”, sagt Constantin Reese, Leiter Technik Elektromobilität bei enercity, “sind neben den Kurzurlaubern im ersten Ausbauschritt unsere Kernzielgruppe.” Der Grund? Das Nutzungsprofil ist klar umrissen: Diese Kundengruppen sind überwiegend für kurze Zeit unterwegs. Sie parken in der Regel nah am Terminal und im Durchschnitt für ein bis zwei Tage. Diese Zeit steht dann für den Ladevorgang zur Verfügung. . “Das erleichtert die Planung”, erklärt Reese hinsichtlich der für das Laden benötigten Gesamtleistung. “Die kann hier am Flughafen auf Basis der gut abschätzbaren, längeren Standzeiten im Vergleich zu anderen öffentlich zugänglichen Ladestationen niedriger als üblich geplant werden.”

Dynamik im Lastmanagement

Der erste Bauabschnitt am Flughafen Hannover beinhaltet 16 AC-Ladestationen mit jeweils zwei Ladepunkten. Um die verfügbaren Kapazitäten sinnvoll auf die einzelnen Ladepunkte verteilen zu können, setzt enercity auf das dynamische Lastmanagement von WAGO. Kernstück ist der Compact Controller 100, in den das dynamische Lastmanagement in Form eines Docker Containers eingebunden ist. Als Linux-basierte Steuerung unterstützt der Controller – genau wie die WAGO PFC Familie - diverse Programmiersprachen. Und ist eben deshalb ideal für Anwendungen wie die eines nach und nach wachsenden Ladeparks.

Offenes Kommunikations-Konzept

Neben dem Controller liefert WAGO weitere Hardware und Support für den Ladepark am Flughafen Hannover. Ein Projekt, das selbst für den Elektrotechnikprofi WAGO etwas ganz Besonderes ist. “Bisher arbeitete enercity mit einem selbst entwickelten Lademanagement”, berichtet Nils Roth, Senior Area Sales Manager Industry bei WAGO. Der niedersächsische Energieversorger mit seiner mehrjährigen Praxiserfahrung im Aufbau von Ladeinfrastrukturen brachte viel eigenes Knowhow mit. Das WAGO System, das sich mit seiner offenen Kommunikation für vielseitige Anbindungsmöglichkeiten eignet, erfüllt nicht nur aktuellste technische Anforderungen, sondern bietet zukunftsfähige Erweiterungsmöglichkeiten. Für das Vorzeigeprojekt Flughafen rüstete man auf und stieg gemeinsam in den Ring, um eine Lösung nach Maß zu planen – eine win-win-Situation für beide Unternehmen.

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Darüber hinaus muss die Versorgungssicherheit gegeben sein. Das Netz muss stabil bleiben. Da sind ein sauber laufendes Lastmanagement und die Einhaltung aller Aspekte der Cybersecurity extrem wichtig.
Nils Roth
<p>Senior Area Sales Manager Industry bei WAGO</p>

Check-in für den Ladepark

Als exklusive Maßnahme ist die am Flughafen verbaute Version des WAGO Application Load Management auf enercity gebrandet. In der enercity-Optik und mit dem enercity-Logo versehen sind die Funktionen allerdings die bewährten WAGO-Funktionen. Die wurden in den zurückliegenden Wochen gemeinsam mit dem WAGO-Support in Betrieb genommen. Was sich einfach anhört, muss jedoch gut vorbereitet sein. “Die erste Inbetriebnahme eines Ladeparks nimmt je nach Größe einige Zeit in Anspruch”, beschreibt Roth den Prozess. “Beim Einbinden einer Ladesäule checken wir die ordnungsgemäße Kommunikation. Falls da etwas nicht mit den Herstellerdaten übereinstimmt, klären wir das. Sobald alles läuft, spielen wir den Ladezyklus mit einem E-Fahrzeug live durch. Zu dem Zeitpunkt können Fehler, die während des Ladevorgangs auftreten, noch entspannt geklärt werden.” Sobald ein erster Ladepunkt erfolgreich eingebunden ist, kann mit einem copy-paste-Vorgang in aller Regel auch den Rest der Ladepunkte eingebunden werden.

Sicherheit schon vor dem Start

Gerade in einer kritischen Infrastruktur wie der an einem Flughafen müssen besondere Sicherheitsaspekte berücksichtigt werden. “Darüber hinaus muss die Versorgungssicherheit gegeben sein. Das Netz muss stabil bleiben. Da sind ein sauber laufendes Lastmanagement und die Einhaltung aller Aspekte der Cybersecurity extrem wichtig."

Auch im Hinblick auf den weiteren Ausbau. Insgesamt sind 72 Ladepunkte am Flughafen Hannover geplant. Davon werden 64 AC-Ladepunkte auf zwei terminalnahe Parkhäuser verteilt sein. Im Außenbereich wird es zusätzlich acht Schnellladepunkte mit Ladeleistungen bis 200 und 400 kW geben. Innerhalb einer Viertelstunde lässt sich hier Energie für mehrere 100 km laden. “Die kann jeder nutzen. Beim Bringen oder Abholen von Fluggästen, privat, geschäftlich oder für Taxen.” All das muss dann eben funktionieren. Einfach und reibungslos. Ein freier Platz, Auto anstecken, wegfliegen, zurückkommen und mit geladenem Auto losfahren. Vielleicht nach Hannover. Mitten in die Hauptstadt der E-Mobilität.