Die gute Nachricht: Mehr als zwei Drittel der Energieversorgungsunternehmen weisen dezentralen Energielösungen eine hohe Relevanz zu und sehen die Digitalisierung als Hebel, um ihre Prozesseffizienz zu verbessern, so das Ergebnis der aktuellen Studie „Deutschlands Energieversorger werden digital“ des Beratungsunternehmens pwc. Möglichkeiten der Digitalisierung bieten sich entlang der gesamten Energie-Wertschöpfungskette. Flexible Stromtarife, die sich nach der Verfügbarkeit des Ökostroms richten, sind ein Ansatz, vor allem für Gewerbe- und Industriekunden: Produzieren Solaranlagen und Windräder viel Energie, bieten Versorger den Strom besonders günstig an. So werden Kunden animiert, ihren Verbrauch an die fluktuierende Erzeugung anzupassen. Und das ist nur der erste Schritt: „Immer mehr Haushalte produzieren ihren Strom mit kleinen Blockheizkraftwerken und Solarmodulen selbst – sie werden von Consumern zu Prosumern, die Energie nicht nur verbrauchen, sondern auch bereitstellen können“, sagt Kurth.
Werden diese Haushalte miteinander vernetzt, können Angebot und Nachfrage unter sich austarieren. Virtuelle Kraftwerke gehen in die gleiche Richtung. Sie kombinieren dezentrale Erzeuger wie Biogas- und Solaranlagen, Windturbinen, BHKW, Wärmepumpen, Notstromaggregate und Speicher mit intelligenter Steuerungstechnik zu einem flexibel regelbaren Verbund. Um Schwankungen im übergeordneten Übertragungsnetz auszugleichen, beschaffen sich die Netzbetreiber Regelenergie bei registrierten Anbietern. Einige Unternehmen bieten diese Leistung bereits aus virtuellen Kraftwerken an. Die Stadtwerke-Kooperation Trianel etwa bündelt in ihrem Regelenergiepool Erzeugungs- und Speichertechniken mit mehr als 700 Megawatt Gesamtleistung. In der Praxis werden Biogasanlagen, Speicher und Co. des virtuellen Trianel-Kraftwerks wie gewohnt betrieben. Ruft der Netzbetreiber Regelleistung ab, wählt ein Algorithmus im Leitsystem die passenden Anlagen aus und regelt sie aus der Leitstelle. Der Vorteil des Trianel-Kraftwerks: Es umfasst 400 Einzelanlagen und verfügt somit über ein hohes Maß an Flexibilität. Daher kann es kurzfristige Schwankungen besonders gut abfedern.